Limeskastell Pohl? Ich blicke in fragende Augen meiner Frau, als ich ihr meinen Vorschlag zur Gestaltung des Sonntags unterbreite. Denn sie hatte bis dahin noch nicht gehört und auch ich war eher zufällig übers Internet auf das Kastell gestoßen. Der authentische Nachbau eines römischen Holz-Erde-Kastells mit Wachturm – das hat uns dann neugierig gemacht und so machten wir uns auf den Weg in die gerade einmal 350 Einwohner zählende Limesgemeinde Pohl. Genau hier machte der Limes, die römische Grenze zwischen „Germania Superior“ und dem „Barbaricum“ vor ca. 1900 Jahren einen markanten 90-Grad-Knick, in dem ein Kleinkastell lag.
Ein Tag auf den Spuren der Römer
Das Limeskastell Pohl liegt malerisch am Ortsrand. Schon von Weitem sehen wir imposanten Kastellnachbau mit Wachturm. Wir begeben uns auf Zeitreise und betreten das Kastell. Während der sachkundigen Führung können wir erahnen, wie die römischen Soldaten vor fast 2000 Jahren hier gelebt und gearbeitet haben. Wie sie auf dem Wachturm Ausschau hielten und so die Grenze des riesigen römischen Imperiums bewachten. Hier ist Geschichte erlebbar – erst recht als ich in die Rüstung eines römischen „Auxiliars“ schlüpfen darf. Auxiliare sind die damaligen „Hilfssoldaten“ aus der Region,also keine Legionäre. Nach dem ehrenvollen Ausscheiden aus dem Wehrdienst erhielten die Auxiliare jedoch zumeist das römische Bürgerrecht. Und das war ein echter Anreiz.
Im Inneren des Kastells erwartet uns ein komplett ausgestattetes „Contubernium“ (Haushalts- und Kampfgemeinschaft). So lebten also damals die Auxiliare in ihren einfachen Holzbaracken. Die Sonderausstellung „Mainzer Römersteine“ beeindruckt uns mit ihren antiken Fundstücken. Und der erweiterte Ausstellungsraum zeigt uns römische Historie in der Region. Schließlich besteigen wir den Wachturm und genießen die überragende Aussicht wie sie wohl früher schon die Wachmannschaften der Römer vor sich liegen hatten. Das Limeskastell Pohl ist nicht nur ein Museum, sondern ein lebendiges Stück Geschichte, das dem Besucher die Römerzeit näher bringt.
Noch mehr Römer zwischen Pohl und Holzhausen
Nach dem Besuch des Kastells lockt uns noch die wundervolle Mittelgebirgslandschaft des Naturparks Nassau. Schnell ist eine Wanderung gefunden. Und zwar im Wanderführer „Rheingau / Taunus. Wanderungen für die Seele“ meines geschätzten Blogger- und Autorenkollegen Karl-Georg Müller. Also verlassen wir den Ort der Zeitreise und schauen mal, wo sich die Römer hier noch überall herumtrieben. Ein Teil des Weges führt uns über den Limesweg und am Kleinkastell Pfarrhofen vorbei. Von diesem aber ist außer einer Infotafel für ungeschulte Augen nichts mehr zu sehen.