Mir den geschichtlichen Hintergründen des Hugenotten- und Waldenserpfades hatte ich mich ja schon im letzten Artikel beschäftigt. Aber wo muss man gewesen sein, wenn man auf diesem Europäischen Kulturwanderweg unterwegs ist? Was haben die Hugenotten- und Waldenserkolonien im Marburger Land, dem Kellerwald, dem Burgwald und der Schwalm-Aue zu bieten? Alles zu erwähnen würde hier den Rahmen sprengen, deshalb habe ich hier meine 10 persönlichen Highlights für Euch zusammengefasst:
Marburg
Die historische Fachwerkstadt Marburg an der Lahn ist schon alleine einen Ausflug wert. Und hier begann ja quasi die Geschichte der Hugenotten- und Waldenser in Hessen. Highlights wie die Elisabethkirche und das Schloss muss man einfach gesehen haben. Natürlich am besten im Rahmen einer Stadtführung

Burgruine Frauenberg
Die Burgruine Frauenberg findet man ein paar Kilometer südlich von Marburg auf dem Basaltkegel des Frauenberges. Die Burg wurde ca. 1250 im Auftrag der Herzögin Sophie von Brabant errichtet und schon im 15 Jh. zweimal zerstört. Steigt man auf die alten Burgmauern hat man einen genialen Ausblick ins Umland. Und der Sonnenuntergang ist hier ein echtes Erlebnis!


Todenhausen
Der Ort wude im Jahre 1349 erstmals erwähnt. Um 1720 kamen evangelische Christen aus Frankreich, also die hugenottischen und waldensischen Glaubensflüchtlinge in den Ort und wurden nördlich der Mühle angesiedelt. Die Spuren dieser Flüchtlinge sind heute noch sichtbar, die alten Traditionen werden gehegt und gepflegt. In der alten Schule gibt es ein kleines aber sehenswertes Archiv und solltet Ihr mal die Gelegenheit haben eine hausgemachte Quiche in Todenhausen zu probieren: macht es! In Todenhausen beginnt eine Wegschleife des Hugenotten- und Waldenserpfades die unter anderem über den Sonnabendskopf mit überragender Aussicht führt.

Wiesenfeld
Neben der imposanten gothischen Kirche und gut erhaltenen Klostergebäuden hat mich in Wiesenfeld der Kräutergarten und vor allem der Klosterkeller mit der archäologischen Sammlung beeindruckt! Das hier Geschichte bewahrt wird, zeigt auch eine Familienbibel, die von einer Hugenottenfamilie auf der Flucht mitgeführt wurde. Dies war damals lebensgefährlich, so ist die erste Seite mit dem Titel „Bibel“ herausgerissen (die französischen Soldaten konnten meist nicht lesen, dass Wort „Bibel“ erkannten sie aber). Bibeln mussten damals gut versteckt werden, so waren sie damals oft wie ein Backstein geformt um im Mauerwerk, beispielsweise hinter einem Bild, zu verschwinden.

Louisendorf und das Lengeltal
Auch in Louisendorf erkennt man noch die damals übliche Anordnung der Hugenottensiedlungen. Straßen wurden in Kreuzform errichtet, Schule und Kirche bildeten den Schwerpunkt im oberen Teil des Kreuzes. In der Schulscheune befindet sich ein Trauzimmer und ein kleines Dorfmuseum. Eine Schleife des Hugenotten- und Waldenserpfades führt von Louisendorf aus durch das wildromantische Lengeltal mit seinen idyllisch gelegenen Mühlen. In der Bärenmühle lassen es sich auch schon mal Weltstars wie Mario Adorf gut gehen. Kein Wunder, es ist soooo herrlich ruhig dort unten im Tal!

Frankenhain
Das es die damaligen Flüchtlinge nicht leicht hatten, davon kann man in Frankenhain sein Lied singen. So durften diese nicht von der gleichen Quelle Wasser holen wie die übrigen Einwohner des Dörfleins. Die Hugenotten mussten einen weiten Weg auf sich nehmen um Wasser aus einem Graben unterhalb des Dorfes zu schöpfen. Dort entlang führt uns auch eine Wanderung mit der „grünen Frau“ von der wir einiges über Naturheilmittel erfahren dürfen.

Treysa
Jahrelang mussten die Hugenotten aus Frankenhain den 3 km langen und sehr beschwerlichen Fußweg zur Hospitalkirche in Treysa in Kauf nehmen. Diese Kirche kann man im Rahmen einer Stadtführung heute noch besichtigen. Das imposanteste Gebäude dieses Städtchens am ostwärtigen Rand der Erlebnisregion Burgwald – Kellerwald ist wohl aber die Ruine der Totenkirche. Diese Ruine, die früher Martinskirche hieß, ist gleichzeitig auch das Wahrzeichen der Stadt und bietet Hobbyfotografen reichlich Gelegenheit um mit Blende und Belichtung zu spielen.

Schwabendorf
„Auf der Schwobe“ hieß das Gebiet am Rande des Burgwaldes in dem 116 französische Glaubensflüchtlinge im Jahr 1687 ihre Siedelplätze zugewiesen bekommen haben. Hier ist man schon richtig modern, am Dorfplatz befindet sich ein Infopoint des Hugenotten- und Waldenserpfades mit Flatscreen. Und hier gibt es ein richtig tolles Dorfmuseum. Mit Stammbäumen, Schautafeln, einem französischem Strumpfwebstuhl, Dingen des alltäglichen Lebens und und und… Und wenn dann in der Dorfschmiede die Esse angefeuert wird… klasse!

Hertingshausen
Den Siedlern von Schwabendorf wurde es dort schon bald zu eng. Im Jahre 1694 gründeten sie also die Tochterkolonie Hertingshausen. Unter schlechten Verhältnissen wurde das Land schnell kultiviert und die Einwohnerzahl stieg. Auch hier Geschichte wohin man sieht. Schautafeln, wie z.B. am Gründerhaus Boucsein, berichten über die historischen Hintergründe. Französisches Flair atmet man während der Lavendelblüte… Am Lavendelfeld lauschen wir den Erzählungen von Henning Smolka.

Ziegenhain
Zusammen mit Treysa bildet Ziegenhain seit der Gebietsreform im Jahre 1970 heute die Stadt Schwalmstadt. Hier schließt sich auch der Kreis, denn Landgraf Philipp der I. (Ihr erinnert Euch? Der von Marburg) ließ Ziegenhain im 16. Jahrhundert zur Wasserfestung ausbauen. Dementsprechend findet man auch heute noch Teile des für Wasserfestungen charakteristischen Wallgrabens in Ziegenhain.

Das Video zum Blogartikel:
Du möchtest bewegte Bilder sehen? Von der Stadtführung durch Marburg? Vom Geschichtenerzähler Henning Smolka? Du möchtest hören, wie die Orgel in Schwabendorf klingt und sehen, wie der originelle Dorfschmied Kurt in der alten Schmiede das Eisen biegt? Das und vieles mehr siehst Du in meinem kleinen Video:
Fortsetzung folgt:
In den nächsten Tagen werdet Ihr hier weiteres über den Hugenotten- und Waldenserpad erfahren, z.B. wo man am Hugenotten- und Waldenserpfad am besten speist und übernachtet. Es war einfach zu viel, um es alles in einen Blogartikel zu packen. Mit von der Partie waren übrigens Lynn von Lieschenradieschen reist, Christina von Trip to the Planet und Frank, Der Outdoortester – auch auf diesen Seiten werdet Ihr spannende Berichte über den Hugenotten- und Waldenserpfad finden.
Beiträge meiner Mitreisenden:
Geschichten über Hugenotten und Waldenser: eine Reise nach Hessen
Hugenotten und Waldenser in Hessen: der Weg in die Freiheit
Das Lengeltal: eine Wanderung in Nordhessen
Diese Reise fand auf Einladung des Hugenotten- und Waldenserpfad e.V. statt und wurde von der Hessenagentur (Hessentourismus) unterstützt. Dafür meinen allerherzlichsten Dank! Die Kooperation mit dem Veranstalter hat meine Berichterstattung aber in keinster Weise beeinflusst und ich gebe hier ausschließlich und ehrlich meine persönlichen Eindrücke wieder.
Transparenz und Offenheit sind mein Credo und somit Verpflichtung beim Verfassen aller meiner Artikeln, dazu habe ich mich durch das Unterzeichnen des Outdoor Blogger Codex verpflichtet.
Entdecke mehr von Lahntastisch
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.
Wirklich sehr schön zusammengefasst. Da möchte man direkt wieder los :-)
Liebe Grüße
Christina
Danke für deinen lieben Kommentar Christina – auf geht´s!
Liebe Grüße, Jörg
Tolle Sehenswürdigkeiten! Vor allem den Sonnenuntergang am frauenberg habe ich auch sehr genossen.
Viele Grüße,
Lynn
Ja, dort oben ist es echt klasse… überhaupt, war eine schöne Tour!
Liebe Grüße!,
Jörg